Der Klimagipfel in Bonn – die 23. UN-Klimakonferenz ist Geschichte, 2018 geht es in Katowice, Polen weiter. Das Ergebnis der Mammut-Beratungen ist ein detailliertes, an vielen Stellen etwas unverbindliches Abschlussdokument, mit dem sich alle Beteiligten mehr oder weniger zufrieden zeigten. Trotz des offiziellen Austritts der USA aus dem Pariser Klima-Abkommen gab es einen selbstbewussten Auftritt der Anti-Trump-Koalition „We are still in“. Es besteht also Hoffnung, dass die USA ihren Austritt überdenken.
Die wichtigsten Ergebnisse der Klima-Konferenz in Bonn
Ein mehrere 100 Seiten dickes Regelbuch soll in den kommenden Monaten in Expertengruppen und Arbeitskonferenzen soweit ausgearbeitet werden, dass die einzelnen Länder damit arbeiten können. Dieser Text soll dann Teil des Völkerrechts werden.
Gescheitert sind die Entwicklungsländer mit dem Versuch, die Industriestaaten für Schäden durch Ernteausfälle, Dürren und Überschwemmungen verantwortlich und finanziell haftbar zu machen. Beim Streit um die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen gab es dagegen Einigung, hier stehen die Industrieländer zu ihren Zusagen, die sie bereits vor Paris gemacht hatten. Vereinbart wurde zudem ein System – der “Talanoa-Dialog” unter dem Vorsitz von Polen und Fidschi – zur Überprüfung der Wirksamkeit der Klimaschutzmaßnahmen. Bis Katowice sollen erste Ergebnisse vorliegen.
Eher am Rande wurde eine Allianz aus 19 Ländern unter der Führung von Kanada und Großbritannien gebildet, die verbindlich bis 2030 aus der Kohle aussteigen wollen. Umstritten dabei ist, dass sich in Mehrheit die Länder der Allianz angeschlossen haben, die auf Atomkraft setzen. Deutschland ist nicht Mitglied der 19 Gründungsmitglieder der Allianz.
Wachstumsmarkt Energie – viele offene Fragen
Das Internet der Dinge, E‑Mobilität, Smart Cities, Smart Homes, Wachstum und steigende Ansprüche in allen Teilen der Welt lassen die Nachfrage nach Energie explodieren. Auf Anbieterseite bieten sich also gewaltige Chancen aber auch jede Menge Risiken, denn eine Frage ist noch nicht beantwortet: aus welchen Ressourcen erzeugen wir die Energie der Zukunft am effizientesten, wirtschaftlichsten und vor allem ökologisch unschädlich für Umwelt und Planeten?
Klar ist, dass fossile Energiequellen ein Auslaufmodell sind und Atomkraft noch nicht sicher beherrschbar ist. Solar, Wind und Wasser sind nach wie vor im Wettstreit, wobei hier eine gewisse Verzerrung des Wettbewerbs durch Subventionen und Fehlanreize angemerkt werden muss. Unklar sind auch noch viele Fragen im Hinblick auf Speicherung und Verfügbarkeit bei Verbrauchsspitzen. Ein sinnvoller Mix aus allen erneuerbaren Quellen ist sicher der optimale Weg. Es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass Wasserkraft nicht nur den höchsten Effizienz- und Wirkungsgrad hat, sondern auch stetige Verfügbarkeit und im Falle kleiner dezentraler Wasserkraft-Anlagen das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis.
Versprechen der Unternehmen – der verwirrte Verbraucher
Mit der Global Reporting Initiative (GRI) in Amsterdam wurde schon vor vielen Jahren ein Instrument geschaffen, Unternehmen im Hinblick auf ihr ökologisches, soziales und ethisches Handeln zu überprüfen und zu bewerten. Die öffentliche Diskussion und die Evidenz der klimatischen Veränderungen haben bei den Verbrauchern zu einem Umdenken geführt. Standen früher Werte wie Dynamik, Dominanz, Sportlichkeit und Luxus ganz oben auf der Skala der Markenbewertung, so sind es heute immer mehr ökologische, soziale und ethische Aspekte, die den Verbraucher bei seiner Kaufentscheidung leiten.
Dies zwingt nicht nur die Global Brands, sondern auch den Mittelstand zum Umdenken in der Marketing-Kommunikation. Die Abläufe im Unternehmen und die Marketing-Kommunikation müssen entsprechend neu ausgerichtet werden. Kein Unternehmen kann es sich leisten, mit Korruption, Kinderarbeit, Diskriminierung oder umweltschädlichen Produktionsprozessen in Verbindung gebracht zu werden. Zunächst haben Automobil, Chemie und Nahrungsmittelkonzerne reagiert, inzwischen veröffentlichen fast alle relevanten Marken CSR-Reports und sind GRI zertifiziert, in unterschiedlichen Abstufungen.
Unternehmen im Fokus der Öffentlichkeit
Auch der Finanzsektor hat sich der Problematik gestellt, nicht nur als Anbieter von Finanzdienstleistungen, sondern auch als Nachfrager von Investitionsmöglichkeiten mit Zukunftspotenzial und gesundem Risiko-Rendite-Profil. Ein winziger Vorfall – sei es aus ethischen oder ökologischen Gründen – kann Millionenschäden anrichten, das Vertrauen nachhaltig beschädigen und einen Markenwert ins Bodenlose rauschen lassen. Die Nahrungsmittelindustrie ist hier besonders anfällig. Als vor einiger Zeit, hinter der Käsetheke einer Filiale eines namhaften Discounters eine Ratte gesichtet wurde, klang das zunächst wie ein Witz. Was dann passierte war allerdings dramatisch für den Discounter. Nur mit aufwändiger Krisen-PR und Kommunikation konnte das Vertrauen wieder hergestellt werden. Der Diesel-Skandal ist ein prominenteres Beispiel dafür, welche bedeutende Rolle Ökologie, Ethik und soziales Verhalten für den Unternehmenserfolg und damit den Shareholder-Value haben. Branchen wie Energie und Chemie stehen naturgemäß besonders unter Beobachtung.
Der verunsicherte Investor
Die Entscheidungen der privaten und institutionellen Investoren haben nachgezogen und berücksichtigen diese Aspekte immer stärker. Ein Konzern ohne GRI Zertifizierung oder einem schlechten Ranking im Finanzsektor wird gemieden und findet nur schwer, d.h. zu hohen Kosten, Geldgeber.
Schwierig wird eine Bewertung, wenn es um Investitionen in Energie-Erzeugung geht. Zwar wird kaum jemand ernsthaft in Braunkohle investieren, aber auch bei einer Investition in erneuerbare Energien stellen sich viele Fragen. Subventionen, Einspeisevergütungen, politische Risiken, Speicherung oder konstante und verlässliche Verfügbarkeit sind nur einige Kriterien, die hier zu nennen sind.
Unser nächster Blog widmet sich deshalb dem Thema Green Investments, Green Bonds und Möglichkeiten eines zuverlässigen Green Rankings.
Herzlichst,
Ihr Aliquantum-Team